Biographie

Oskar Holweck, um 1961, Aufnahmen entstanden während der Arbeit am Film "Optische Konzerte" von Gerd Winkler

Oskar Holweck war ein Pionier



Als erster Künstler überhaupt verwendete Holweck fast ausschließlich weißes, industriell gefertigtes Papier in Bögen.

Ein 1958 durch Einritzen der Oberfläche mit dem Bleistift entstandenes erstes Reißrelief war Auslöser für die sein ganzes Leben anhaltende intensive Suche nach Möglichkeiten einer Öffnung der Fläche in den dreidimensionalen Raum.

Ab 1971/72 schuf er zudem aus Blindbänden große, fragile skulpturale Gebilde.

Seine gefundenen Bearbeitungsmethoden, „Biegen, Knicken, Knüllen, Falten, Knittern, Drücken, Pressen, Stauchen, Strecken, Ritzen, Durchstoßen, Reißen, Schlitzen, Schneiden, Kleben, Klopfen, Schlagen, Bohren, Sägen usw. bis Sengen, Erhitzen, Brennen“, sollten das Material selbst „sprechen“ lassen.

Der Künstler umschrieb seine Werke als „seismographische Aufzeichnungen über Entstehungszeit, äußere Gegebenheiten und (s)eine eigene Konstitution“ und setzte daher konsequenterweise auch anstelle von Titeln das Entstehungsdatum.

Dem Medium Papier blieb er zeitlebens treu und lotete das Material in einer Tiefe aus, wie keiner vor ihm und nur wenige nach ihm.


Wer war Oskar Holweck?


Oskar Holweck, 1924 in St. Ingbert/ Saarland geboren, stand selbst als Schüler von Boris Kleint in unmittelbarer Tradition des Bauhauses, unterrichtete ab 1956 an der Staatlichen Werkkunstschule Saarbrücken und entwickelte ab 1961 seine eigene, wegweisende Grundlehre. Das Interesse an dieser Theorie war so groß, dass sie ab 1967 im Rahmen einer Wanderausstellung unter dem Titel „Sehen“, u.a. in London, Glasgow, Zürich, Köln, präsentiert wurde.


Bereits 1958 wurden Otto Piene und Heinz Mack auf Oskar Holweck aufmerksam und luden ihn zu ihren ZERO-Aktivitäten ein.

Von da an war er national und international in Galerien, Ausstellungen und wichtigen Sammlungen vertreten. Über 400 Einzel- und Gruppenausstellungen zeugen von seiner Bedeutung.






VITA


1924 Geboren in St. Ingbert / D

 

1943-45 Wehrdienst und Gefangenschaft 


1946-49 Studium der Malerei in der Meisterklasse Prof. Dr. Boris Kleint an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk, Saarbrücken 


1949-51 Studium an der Ecole des Arts Appliqués à l’Industrie und an der Académie de la Grande Chaumière, Paris/FR 


1951-56 Assistent von Prof. Boris Kleint an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk, Saarbrücken 


1957-61 Mitglied der „Neue Gruppe Saar“, Saarbrücken

 

1956-89 zunächst Leiter der Grundlehre an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk, Saarbrücken, schließlich Leiter der Gestaltungslehre im Fachbereich Design an der Fachhochschule des Saarlandes 


1966-70 Grundlehreausstellung “Sehen” in Köln, Zürich, Middlesbrough, Manchester, London, Bristol, Glasgow, Birmingham und Saarbrücken 


seit 1958 alle Berufungen abgelehnt seit 1958 Beteiligung an den Ausstellungen der Gruppe ZERO 


1960-61 Mitglied der Nouvelle École Européenne, Lausanne/CH 


1960-86 Mitglied des Deutschen Werkbundes

 

1959+1972 Einladung zur documenta (nicht gefolgt)


1972 Verleihung des Titels Professor durch die Regierung des Saarlandes


1978 Verleihung des Kunstpreises des Saarlandes


seit 1982 Mitglied des Deutschen Künstlerbundes


1990 Verleihung des Saarländischen Verdienstordens


1994 Verleihung des Albert-Weisgerber-Preises für Bildende Kunst der Stadt St. Ingbert


2007 Gestorben in Sulzbach








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